5
Sep
2018

Tagebuchbloggen September

Es ist der fünfte und die Frau Brüllen will wieder wissen, was wir so gemacht haben.

04:00 Uhr: Der Mann weckt mich, das Baby hat Hunger. Ich gehe ins Kinderzimmer, stille es und lege mich dann wieder hin. Obwohl ich mich schon ziemlich ausgeschlafen fühle weil ich gestern Abend schon um 21 Uhr im Reich der Träume weilte schlafe ich nochmal kurz ein, bis um viertel nach fünf der Wecker klingelt. Ich stehe auf und schmunzele beim Frühstück darüber, dass ich überhaupt kein Problem mit der eigentlich brutal frühen Uhrzeit habe obwohl ich früher eine Nachteule war. Die Rhythmusverschiebung ist dem Baby geschuldet.

06:15 Uhr: Ich fahre los ins Büro. Der Mann, das Baby und die zu Besuch weilenden Schwiegereltern schlafen noch. Mein Arbeitgeber hat mich zu meinem großen Unmut an einen anderen Standort versetzt. Früher konnte ich mit dem Rad zur Arbeit fahren oder schnell mit dem Auto in unter zehn Minuten. Jetzt habe ich über 40 km einfache Fahrt. Die Straßen auf der sonst notorisch verstopften Strecke sind weil es noch so früh ist recht frei, ich muss nur kurz an einer Baustelle wo auf eine Spur verengt wird warten. Dennoch brauche ich über 40 Minuten, bis ich auf der Arbeit bin. Während der Fahrt höre ich ein Hörbuch, das hilft mir, mich nicht mehr ganz so übel über den Verkehr zu ärgern wie noch gestern und vorgestern.

12:00 Uhr: Mittagspause. Obwohl ich nach einem Jahr Pause erst wieder den dritten Tag arbeite, habe ich mich mental sofort wieder eingefunden und den Vormittag damit verbracht, mit Hochdruck die Entwässerung eines neuen Gewerbegebiets zu planen, die nächste Woche fertig sein soll. Die Arbeit an sich macht wie früher Spaß, aber die Fahrsituation und das Arbeitsklima am anderen Standort sind für mich inakzeptabel. Erschwerend kommt hinzu, dass die Chefetage sich nicht einig ist, ob man mir flexiblere Arbeitszeiten und die Möglichkeit, an 2 Tagen in der Woche von zu Hause aus zu arbeiten einräumen will. Das Gespräch diesbezüglich von letzter Woche eskalierte ziemlich und führte mehr oder weniger dazu, dass mein direkter Chef sich für den anderen Chef entschuldigt hat und wohl Sorge hatte, ob ich überhaupt auftauchen würde. Er will mir mehr Flexibilität ermöglichen, hat aber in dem Unternehmen leider nicht das letzte Wort. Es bleibt spannend, wir müssen dass in den nächsten Wochen lösen - noch ist die lange Fahrtzeit "nur" Verlust meiner persönlichen Freizeit. Aber ab März, wenn die Elternzeit meines Mannes endet wird es mir nicht möglich sein, an diesem Standort Vollzeit zu arbeiten weil das mit der Betreuung unseres Kindes nicht bzw. nur unter vorprogrammierten Megastress hinhauen wird.

Ich vermisse mein altes Büro, auch meine KollegInnen vom anderen Standort. Folglich suche ich aktuell nach einer neuen Stelle, war auch schon zu einem vielversprechendem Gespräch bei einer Firma, die viel näher liegt und mir gut gefallen hätte. Leider bekam ich gestern eine Absage, man hat sich für einen anderen Bewerber entscheiden. Immerhin möchte man meine Daten behalten und vielleicht in ein paar Montaen nochmal auf mich zukommen.

Um mich von meiner schlechten Laune abzulenken, mache ich in der Mittagspause einen strammen Spaziergang.

16:00 Uhr: Ich fahre nach Hause. Wieder habe ich etwas mehr Glück mit der Fahrt und bin nach 45 Minuten und einigen weiteren Kapiteln Hörbuch da. Dort finde ich den Mann im Vorgarten vor, der die Holzbalken vom Wintergarten abschleift. Das Baby spielt drinnen fröhlich mit den Schwiegereltern, freut sich mich zu sehen, lässt sich auch kurz auf den Arm nehmen. Nach 2 Minuten kuscheln wird mir signalisiert, dass es ja schön ist, dass ich wieder da sei, aber man jetzt bitte wieder wichtige Babysachen auf dem Boden zu erledigen hat. Ich freue mich einerseits, dass der Wechsel der Hauptbezugsperson so gut geklappt hat und dass auch nach drei Tagen die Schwiegerelten inzwischen gut akzeptiert werden, bin aber andererseits etwas beleidgt dass mich das Baby offenbar nicht wirklich vermisst hat. Ich ziehe mich um, nehme den Kleinen mit nach unten und spiele mit ihm. Der große Renner sind nach wie vor Singspiele, das macht dem Kleinen solche Freude dass ich unmöglich weiter schlechte Laune haben kann. Zwischendurch bereite ich das Abendessen zu, es gibt als schnelles Essen Tortellini in Tomatensauce mit Käse überbacken.

18:00 Uhr: Gemeinsames Abendessen. Das Baby sitzt im Hochstuhl mit am Tisch, kriegt Haferbrei und bleibt auch als es fertig ist während wir essen einigermaßen ruhig wenn wir ihm etwas zu spielen geben. Nach dem Essen setze ich mich zu ihm auf dem Boden, gucke ihm beim Spielen, hochziehen, rumkrabbeln zu, mache Blödsinn mit ihm und trage ich gefühlt 100 mal aus gefährlichen Ecken weg. Interessanterweise kann ich nach einem Tag im Büro die Zeit abends mit dem Kind viel mehr genießen als zu meiner Elternzeit, wo ich den ganzen Tag mit ihm zu Hause war.

19:00 Uhr: Das Baby gähnt, reibt sich die Augen und wird vom Mann und mir ins Bett gebracht. 20 Minuten später ist es nach dem üblichen Abendritual - also wickeln, umziehen, Liedchen vorsingen und stillen - schon eingeschlafen. Ich setze mich wieder nach unten, trinke mit den Schwiegerelten und dem Mann noch ein halbes Glas Wein und schreibe diesen Blogeintrag. Nachher will ich noch ein kurzes Workout machen bevor ich spätestens um halb zehn ins Bett gehe.
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