Der schüchterne Kollege
Sie machte sich eine geistige Notiz für die Liste - die Liste der Dinge, die offenbar dazu führten, ihn in unsägliche Verlegenheit zu bringen. Er, das war ihr Kollege, den sie im Geiste nur den schüchternen B. nannte.
Er war erst ein paar Tage in der Firma, als sie ihn unbeabsichtigt das erste Mal aus der Fassung brachte. Dabei war sie nur mit ihrem leeren Wasserglas in der Hand in die Küche gegangen, wo der schüchterne B. dabei war, sein Wasserglas am Hahn zu füllen. Sie räusperte sich sich leise und sagte "Morgen!", woraufhin er sich erschrocken umdrehte, tief dunkelrot anlief und fluchtartig die Küche verließ. Sein gefülltes Glas ließ er zusammen mit ihrer perplexen Ratlosigkeit in der Küche stehen.
Mit viel Geduld, freundlichem Lächeln und Einfühlungsvermögen gelang es ihr mit der Zeit, dass er sich so weit entspannte, dass er irgendwann sogar auf ein "Guten Morgen" antworten konnte. Sie dachte, er wäre vielleicht langsam bereit für ein wenig smalltalk, als ihr der nächste Fauxpas unterlief - ein gar unschuldiges Ablecken des Kaffeelöffels, mit dem sie beim Gespräch mit einem anderen Kollegen, dem der schüchterne B. zufällig beiwohnte, den Milchschaum abschöpfte, der aus ihrer Kaffeetasse überzulaufen drohte. Wieder waren die Symptome die gleichen: Das Erstarren, das Erröten, die Flucht. OK, dachte sie, also keinen Milchschaum vom Löffel ablecken, das scheint ihn zu beunruhigen.
Beim dritten Mal schalt sie sich selber, das hätte sie nun vorher wissen können. Sie war an diesem Tag nicht ganz beieinander gewesen, an einem Brückentag, an dem die Firma fast leer war. Sonst hätte sie sicher nicht, als sie den schüchternen B. auf dem oberen Flur traf und grüßte gesagt "Ganz schön leer heute, nicht wahr? Sieht so aus, als wären wir zwei heute ganz alleine hier oben".
Offenbar hatte der schüchterne B. ein Talent darin, wirklich in allem Zweideutigkeiten zu sehen. Wie sie seit heute wusste, bezog sich das auch auf Lineale - genauer gesagt auf ein langes, hölzernes Lineal, das sie nur eben aus ihrem Büro geholt hatte, um im Kopierraum auf dem frisch ausgeplotteten Plan etwas nachzumessen...
Er war erst ein paar Tage in der Firma, als sie ihn unbeabsichtigt das erste Mal aus der Fassung brachte. Dabei war sie nur mit ihrem leeren Wasserglas in der Hand in die Küche gegangen, wo der schüchterne B. dabei war, sein Wasserglas am Hahn zu füllen. Sie räusperte sich sich leise und sagte "Morgen!", woraufhin er sich erschrocken umdrehte, tief dunkelrot anlief und fluchtartig die Küche verließ. Sein gefülltes Glas ließ er zusammen mit ihrer perplexen Ratlosigkeit in der Küche stehen.
Mit viel Geduld, freundlichem Lächeln und Einfühlungsvermögen gelang es ihr mit der Zeit, dass er sich so weit entspannte, dass er irgendwann sogar auf ein "Guten Morgen" antworten konnte. Sie dachte, er wäre vielleicht langsam bereit für ein wenig smalltalk, als ihr der nächste Fauxpas unterlief - ein gar unschuldiges Ablecken des Kaffeelöffels, mit dem sie beim Gespräch mit einem anderen Kollegen, dem der schüchterne B. zufällig beiwohnte, den Milchschaum abschöpfte, der aus ihrer Kaffeetasse überzulaufen drohte. Wieder waren die Symptome die gleichen: Das Erstarren, das Erröten, die Flucht. OK, dachte sie, also keinen Milchschaum vom Löffel ablecken, das scheint ihn zu beunruhigen.
Beim dritten Mal schalt sie sich selber, das hätte sie nun vorher wissen können. Sie war an diesem Tag nicht ganz beieinander gewesen, an einem Brückentag, an dem die Firma fast leer war. Sonst hätte sie sicher nicht, als sie den schüchternen B. auf dem oberen Flur traf und grüßte gesagt "Ganz schön leer heute, nicht wahr? Sieht so aus, als wären wir zwei heute ganz alleine hier oben".
Offenbar hatte der schüchterne B. ein Talent darin, wirklich in allem Zweideutigkeiten zu sehen. Wie sie seit heute wusste, bezog sich das auch auf Lineale - genauer gesagt auf ein langes, hölzernes Lineal, das sie nur eben aus ihrem Büro geholt hatte, um im Kopierraum auf dem frisch ausgeplotteten Plan etwas nachzumessen...
Ursa Major - 19. Nov, 12:10
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