9
Sep
2018

Was man wirklich fürs Baby braucht

Da mir häufiger Beiträge dieser Art begegnen, gebe ich auch mal meine Erfahrungen zum Besten. Man liest ja oft, dass dieses oder jenes unbedingt notwendig sei und anderes absolute Geldverschwendung - damit dann darüber z.B. in den Kommentaren Glaubenskriege geführt werden können. Hier also ein Service-Elternbeitrag zum Thema:

Was brauche ich denn nun wirklich für mein Baby?

Ich fasse es mal einfach zusammen:

Man weiß es einfach vorher nicht.

Ja, ganz genau. Man weiß nicht wie das Baby ticken wird und was es brauchen wird. So wird es vorkommen, dass man Zeug kauft, das man nicht braucht und auch, dass man später Sachen nachkaufen muss von denen man dachte, dass man sie nicht braucht. Oder man kriegt Sachen geschenkt, die man für überflüssig hält, dann aber doch benutzt. Wenn man das im Vorfeld akzeptiert, möge das vielleicht helfen, etwas entspannter zu sein.

Beispiele aus unserer Erfahrung: Wir haben zwei Babytragen vermacht bekommen, die wir beide kaum benutzt haben. Unser Baby mag bis heute nicht wirklich getragen werden (ja, wirklich, man möge es nicht glauben, aber es gibt wirklich Babys, die beim Schlafen keinen Körperkontakt wünschen, unseres war von Anfang an so), eigentlich nur wenn es getröstet werden möchte weil es sich weh getan hat oder kurz nachts wenn es schlecht geträumt hat. Im Kinderwagen fühlt es sich seit dem ersten Tag wohl und schläft da auch wunderbar drin. Die Tragen liegen unbenutzt herum und ich bin froh, dass ich selber keine Unsummen dafür ausgegeben habe.

Dann war da noch das Stillkissen - das taucht auf jeder Liste auf, es wurde überall empfohlen, also habe ich eins gekauft. Gestillt habe ich damit nie, weil ich das einfach zu fummelig fand. Am Anfang habe ich sehr gerne im Stehen gestillt weil ich wegen eines schlecht heilenden Dammschnitts nicht gut sitzen konnte, dann später liegend, sitzend, egal wo - aber nie mit Kissen.

Von einem Bandkollegen haben wir sehr hübsche gestrickte Babyschuhe geschenkt bekommen. Darüber habe ich mich erst sogar geärgert, weil ich die für unpraktischen Unsinn hielt. Welches Baby braucht schon Schuhe? Es stellte sich heraus, dass unser Baby als Neugeborenes notorische Eisfüße hatte und tatsächlich die Schühchen schön warm hielten und auch durch die Schnürung anders als Socken an den Füßen blieben. Ich glaube das Baby hat in den ersten sechs Wochen seines Lebens diese Schühchen fast permanent angehabt.

Was wir hingegen gekauft haben, obwohl oft davon abgeraten wird, weil es heißt das sei überflüssig, ist ein geruchsdichter Windeleimer.

Wir lieben diesen Windeleimer. Wir lieben diesen Windeleimer so sehr, dass wir den sogar mitnehmen wenn wir mit dem Baby verreisen. Uns ist scheißegal, dass die Kassetten ziemlich teuer sind. Das Ding steht im Kinderzimmer neben dem Wickeltisch, es verschwindet sämtliches Kinderkacka-behaftetes Zeugs sofort darin, aus den Augen, aus den Sinnen, man riecht nix mehr, ich muss nichts direkt nach draußen in die Mülltonne bringen - für uns absolut fantastisch. Für andere Leute hingegen sicherlich totaler Quatsch.

Ja toll, denken die panischen werdenden Eltern nun, wie soll mir das denn weiterhelfen?

Ich kann nur appelieren, den gesunden Menschenverstand walten zu lassen und zu bedenken, wie man selber tickt. So habe ich obwohl ich schon im Vorfeld wusste, dass ich stillen möchte dennoch zwei Fläschchen und Sauger sowie eine Packung trinkfertige Prenahrung besorgt. Einfach, um beruhigt zu sein, dass ich falls was mit dem Stillen nicht klappt und es dann womöglich Sonntag Nacht ist und das Baby vor Hunger schreit etwas da habe. Dazu muss man wissen, dass wir hier sehr ländlich wohnen und eine Notfallapotheke durchaus eine halbe Autostunde entfernt sein kann wenn man Pech hat. Würde ich z.B. in Berlin Mitte wohnen, hätte ich mir das wahrscheinlich geschenkt weil man dort wahrscheinlich näher an einer Notfallapotheke ist bzw. es sicher von vorneherein welche gibt, die immer aufhaben. Benutzt habe ich die Flaschen übrigens später tatsächlich, aber um gelegentlich abgepumpte Milch zu verfüttern wenn ich mal einen Abend das Haus verlassen habe.

Genauso war für meinen Mann und mich klar, dass wir einen geländefähigen Kinderwagen möchten, weil wir nah am Wald wohnen und dort gerne spazieren gehen. Kinderwägen haben eine lange Lieferzeit, die muss man vorher bestellen. Wäre unser Baby doch ein Tragebaby gewesen, hätten wir in dem Falle halt Pech gehabt und viel Geld vergeblich ausgegeben.

Solche Risiken muss man eben eingehen. Aber die allermeisten Sachen lassen sich zum Glück entweder weiterverkaufen, anders verwenden (das Baby benutzt das Stillkissen inzwischen gerne um drüber zu klettern) oder schnell kaufen, falls man sie benötigt.

Also macht Euch locker und akzeptiert von vorne herein, dass Ihr es nicht perfekt machen könnt. Informiert Euch in Ruhe und trefft dann Eure Entscheidungen. Haltet Euch nicht sklavisch an Listen, sondern überlegt für Euch selber. Meist werdet Ihr damit richtig liegen. Manchmal auch nicht - und das ist auch ok.
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