22
Jan
2013

Dazugehören

Dieser Wunsch scheint etwas Elementares zu sein, der Wunsch, nicht außerhalb zu stehen, sondern zur Gruppe dazu zu gehören. Alleine sein möchte er nicht, der Mensch, und dieses Bedürfnis treibt ab dem Kindergartenalter die seltsamsten Blüten. Es fängt an mit dem Kleidungsstil, als Teenager werden dann, um zur gewünschten Schublade der Subkultur zu gehören, schonmal komplette Weltanschauungen geändert.

Bemerkenswert ist hierbei, dass meist die Gruppierungen, die sich als besonders reaktionär gegenüber dem verhassten Establishment darstellen und sich ihrer Aufgeklärheit und Befreitheit rühmen, zumeist die Intolerantesten sind und einen Konformismus betreiben, der ihren erklärten Vorbildern die Tränen in die Augen treiben würden. Denn was wäre eine Gruppenidentität ohne klare Abgrenzung nach außen?

Trifft eine Person in einem sensiblen Alter nun aufgrund äußerer Umstände in ein neues Umfeld und es wird ihr (aus welchen Gründen auch immer) nun kategorisch verwehrt, dazuzugehören, ja wird sie sogar aktiv an den Rand gestellt und ausgeschlossen - oh je. Herzlich willkommen in Deiner ganz persönlichen, auf Dich maßgeschneiderten Hölle! Glückwunsch, Du armes kleines Menschenkind wirst Jahre lang vergeblich versuchen, Dich anzupassen, Dein Selbstwertgefühl wird gegen null gehen, und Du wirst wieder und wieder gegen Wände rennen. Auch wenn Du irgendwann erwachsen bist und Dir einreden wirst, dass das alles längst vergesen ist, wirst Du den Schmerz über die Ablehnung immer in Dir tragen. Du wirst Dich ständig bemühen, ständig auf der Hut sein.

Wenn Du Pech hast, wirst Du dem falschen Menschen vertrauen, einem Menschen, der Dich ausnutzt, aussaugt - und Du wirst es auch noch für tiefe Freundschaft halten, da die Anerkennung durch diesen Menschen für Dich alles bedeuten würde, Du in sein Wohlwollen alle Deine Wünsche nach Heilung über die erfolgte Ablehnung reinprojiziert hast. Deswegen wirst Du Dir abwertendes Verhalten gefallen lassen, das sich niemand gefallen lassen sollte. Und wenn Du es dann merkst und endlich einen Schlussstrich ziehst, wirst Du Dich mit all dem Schmerz, der Scham und der Verzweiflung auseinandersetzen müssen, die Du jetzt verdrängst, und es wird eine zweite Auflage der Hölle sein, in der Du Dich grade befindest.

...

Wie gerne würde sie ihrem 15-jährigen Ich sagen: Du bist absolut in Ordnung wie Du bist. Du brauchst niemandem, wirklich niemandem auch nur irgendetwas zu beweisen. Aber das, dachte sie, das wäre wohl dermaßen abwegig, dass sie das damals eh nie geglaubt hätte.
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